Dienstag

Die Flüchtlingskrise und die beschämende Antwort der Pseudo-Christen


Burkhard Luber

In Deutschland wächst das Unbehagen, warum sich die osteuropäischen Ländern gegen eine Quotenverteilung der Flüchtlinge quer stellen. Hierzulande wird das höflich und dezent artikuliert. Liest man dagegen die internationale Presse (z.B. Le Monde, Washington Post, Guardian oder La Stampa), hört man ganz andere, nämlich viel lautere Töne der Kritik. Da schwanken die Kommentare zwischen Unverständnis und eindeutigem Mißfallen. Wie können nur Länder, ist im Ausland zu lesen, von denen die USA und Westeuropa in Zeiten des Kalten Krieges großzügig Millionen von Flüchtlingen ohne Vorbehalte aufgenommen haben, wie können solche damals so reich “beschenkte” Länder nun heute so hartherzig und erbarmungslos gegenüber dem ähnlichen Schicksal anderer Menschen sein?
Noch unverständlicher wird dieses Verhalten, wenn man aus diesen osteuropäischen Ländern hört, dass sie ihr Abschotten mit christlicher (!) Argumentation rechtfertigen. Allen voran der Rambo-Politiker Orban, der nun Ungarn zu einem stacheldrahtbewehrten Festungsverhau macht und seine zur Grenzziehung abkommandierten Soldaten damit motiviert, dass sie dort das christliche Abendland zu verteidigen hätten. Lieber Herr Orban - sie sollten vielleicht mal die christliche Tageslosung für den heutigen Tag lesen. Da sagt der alttestamentliche Prophet Jesaia: “Die im Elend ohne Dach sind, führe ins Haus”. Und Jesus erklärt, was wichtig ist: “Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen”. (Matthäus-Evangelium). Vielleicht sollten Sie erstmal über diese grundlegenden christlichen Texte nachdenken, bevor sie so leichtfertig das Christentum für Ihre Abschottung-Politik reklamieren. Aber vermutlich wäre Orban in der Geschichte vom barmherzigen Samariter auch achtlos an dem armen Kerl vorüber gegangen, der da unter die Räuber gefallen war. Nur den nicht anfassen, der könnte ja Aids haben. Nur nicht seine Wunden verbinden, da könnte ich mich ja schmutzig machen.


So oder so, Europa wird nach diesem Flüchtlingsherbst nicht mehr so sein wie früher. Vielleicht treten über kurz oder lang die ersten Länder aus der EU aus. Spätestens vielleicht dann, wenn es kein Geld mehr aus Bruxelles gibt. Dann wird offenkundig - wie schon beim Euro - dass diese EU eben gar keine “Union” ist, was die PolitikerInnen immer so vollmundig behaupten.  





Und denen in Deutschland, die ängstlich nach den finanziellen Folgen der Flüchtlings-Einwanderung fragen, sei gesagt: Liebe Leute, guckt lieber auf die Millionen Euro, die Deutschland jährlich durch die “Steuer-Flüchtlinge” verliert, die ihre Gewinne ins Ausland transferieren. Das sind die “Flüchtlinge”, die steuerlich aus Deutschland abhauen und sich so auf Kosten von uns allen bereichern. Auf die sollten wir uns kritisch focussieren, aber nicht kritisch auf die zu uns flüchtenden Syrer, die wir mit Geduld und über Zeit gut in unseren Arbeitsmarkt integrieren können, zu deren und unserem Nutzen.


“Gott sei Dank”, um mal in diesem Zusammenhang eine etwas ausgeleierte Formulierung zu gebrauchen, gibt es zu Orban und Co. auch Gegenbeispiele. So hat Papst Franziskus dazu aufgerufen, dass alle katholischen Gemeinden in der Welt mindestens eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen sollen. Und wenn nur die Hälfte diesem Aufruf folgen werden - ein eindrucksvolles Signal. Leider hab ich vom deutschen EKD-Chef bislang nichts ähnlich Konkretes gehört.


Der eklatante Verrat an den christlichen Ur-Tugenden, wie wir es leider z.Zt. von Budapest, Warschau, Prag und Bratislava erfahren, hat übrigens bedauerlicherweise auch eine Entsprechung in einigen Ländern mit islamischer Kultur. Bei allem Respekt und Wohlwollen gegenüber dem Islam, aber es ist doch sehr unverständlich, warum die überreichen Petrokratien wie Saudi-Arabien, Katar, VAE sich so auffallend abweisend gegenüber ihren auf der Flucht befindlichen Glaubens-Schwestern und Brüder verhalten, wo doch das Almosen Geben eine Grundtugend für Moslems sein soll. Aber auch hier gerechterweise ein Gegenbeispiel: Was immer man gegen Erdogan einzuwenden hat - und da gibt es Manches - kein Land hat so viele syrische Flüchtlinge wie die Türkei aufgenommen.


Zum Schluß noch ein eindrucksvolles Beispiel für Zivilcourage in Deutschland: Ein deutscher Firmenchef hat sich geweigert, Stacheldraht an Ungarn zu liefern mit der Begründung: "Nato-Draht ist dafür da, kriminellen Taten vorzubeugen. Aber ich kann doch nicht einen Flüchtling, der nichts weiter hat als das, was er trägt, mit einem Kind auf dem Arm durch einen Nato-Draht laufen lassen",


Ein hoffnungsvolles Signal gegen die um sich greifende Festungsmentalität!

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