Dienstag

Worüber sollen wir trauern?


"Volkstrauertag". Trauer über was? Sicherlich über Millionen Toten 1914-17/1939-45, aber dann sollte man auch nicht verschweigen, warum die Soldaten in den Tod geschickt wurden und welches Land 1939 der Angreifer war. 

Vielleicht auch Trauer über die Soldaten die schwer trauma-geschädigt aus dem zweifelhaften Kriegseinsatz in Afghanistan zurückkehren. 

Aber warum reden wir nicht auch über Trauer, dass wir immer noch so wenig gelernt haben aus all diesen Kriegen. Trauer, die nicht nur rückwärts gewandt ist, sondern neue Perspektiven für die Zukunft benennt. Wer hat letzten Sonntag über den ständig steigenden deutschen Waffenexport getrauert? Um das immer noch eklatante Mißverhältnis  unser Militärausgaben im Verhältnis zu dem wenigen, was wir für Friedenserziehung ausgeben? Über die Gewaltverherrlichung in den Medien? Die Produktion von Kriegsspielzeug? Gute, nachhaltige Trauer sollte auch nach vorne blicken.  

Quelle: pz-news.de
Ich war vorgestern an einem Punkt speziell traurig, nämlich als ich in der Presse las, dass offenbar das Lied vom "Guten Kameraden" zum Standard bei den Volkstrauertags-Feiern gehört. Wer kennt wohl den  Text exakt? Auch die dritte Strophe? = 

Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben  

Da bittet also ein Sterbender um Trost und der, den er darum bittet, versagt es ihm, weil er weiterschießen will. Auch wenn vielleicht oft nur die Melodie dieses Liedes erklingt, der Text ist wirklich traurig genug. 
Vielleicht lernen wir ja noch, diesem Tag über die Vergangenheit hinaus eine stärkere Friedensperspektive für die Zukunft zu geben.